Schwächen im Bewerbungsgespräch
Ein Vorstellungsgespräch ist schon einmal ein guter Anfang. Man hat sprichwörtlich den Fuß in der Tür, jetzt gilt es, zu überzeugen und zu glänzen. Ausreichend Vorbereitung, ein gepflegtes Erscheinungsbild und gute Umgangsformen sind die Basics für einen gelungenen ersten Eindruck, für den es bekanntlich keine zweite Chance gibt. Doch da wir Menschen sind, lauern Schwächen in jeder und jedem von uns.
Niemand kann seine Nervosität gänzlich unterdrücken, kaum jemand schafft es, den roten Faden im Gespräch nie aus den Augen zu verlieren. Und so manche Frage zielt natürlich auch darauf ab, die Bewerber ins Stolpern zu bringen. Dass sympathische Schwächen Beispiele für eigentliche Charakterstärken sein können, hat sich inzwischen aber auch schon bis in die Wahrnehmung zahlreicher HR-Verantwortlicher durchgesprochen. Sie suchen nicht mehr länger die Kandidaten ohne Fehl und Tadel, sondern jene mit Ecken und Kanten, die jeden Menschen einzigartig und in weiterer Folge zu einem echten Gewinn für das Unternehmen machen.
Klassische Schwächen im Bewerbungsgespräch
Ein absolutes No-Go wäre es, gar keine Antwort auf eine Frage parat zu haben oder schlimmer noch: die Antwort zu verweigern. Im Kopfkino sollte man daher vorab auch die unüblichsten Fragen einmal durchspielen.
Die Antwort auf die beliebte Einstiegsfloskel „Erzählen Sie ein wenig von sich!“ übt man am besten mehrmals. Die wichtigen Stationen sollte dieser kurze Monolog beinhalten, ohne mehr zu verraten als unbedingt nötig. Wer sich seiner Lücken im Lebenslauf und den eigenen Schwächen bewusst ist, neigt oft dazu, von sich aus das HR-Team mit der Nase darauf zu stoßen. Diesen Impuls sollte man unbedingt unterdrücken. Die gute Nachricht lautet in diesem Zusammenhang: Schwächen im Bewerbungsgespräch kann man mit ein wenig Fantasie in Stärken verpacken und Sympathiepunkte damit gewinnen.
Aus „schwach“ mach „stark“
Beziehen sich die Schwächen im Bewerbungsgespräch auf persönliche Schwachstellen, so hilft ein wenig Wortschatztraining vorab. Sich das Interview vorher in allen erdenklichen Farben auszumalen, ist ohnehin ein wichtiges und nützliches Tool ähnlich einer Generalprobe, die die Premiere dann bestimmt gelingen lässt.
Wenn nun also die legendäre Frage gestellt wird: „Wo sehen Sie Ihre Schwächen?“ kann man ganz souverän den angedachten Spieß umdrehen. Zum Beispiel: Wäre die ehrliche Antwort darauf „Ungeduld“, so kann man daraus die blumige Umschreibung zaubern: „Ich bin in allem, was ich anpacke, sehr fokussiert und zielstrebig.“ Wer das Chaos in seinem Berufsleben manchmal überhandnehmen lässt, macht „kreativ“ daraus und verweist auf die Wichtigkeit „alle Optionen zu prüfen“.
Wer absolut kein Teamplayer ist, verbirgt seine misanthropischen Züge am besten hinter Formulierungen wie „Ich habe immer sehr konkrete Vorstellungen von meinen Aufgaben und deren Umsetzung“ oder: „Meine Arbeitsweise ist sehr strukturiert und durchdacht“.
Wer die Schwächen im Bewerbungsgespräch in den Lücken seines Lebenslaufes vermutet, sollte sich auch hierfür plausible und professionell klingende Erklärungen zurechtlegen. Ein Jahr „Blaumachen“ etwa ist nichts, das die HR-Abteilung gerne hört. Wer hingegen diese Auszeit als „Sabbatical für die persönliche Fort- und Weiterbildung“ etikettiert, hat schon wieder die Oberhand im Gespräch. Leider ist es immer noch so, dass das ungefragte Erwähnen von familiären Verpflichtungen ebenfalls zu den Schwächen im Bewerbungsgespräch gezählt wird.
Selbst wenn die Begeisterung über die private Situation nur schwer zu verbergen ist: Die Gesprächspartner auf der anderen Seite des Tisches wollen beim Job-Interview in erster Linie das Mitarbeiterpotenzial erkunden und nicht das menschliche Wesen dahinter. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Denn: Schwächen können uns auch stark erscheinen lassen, jedenfalls die richtigen davon.
Warum sympathische Schwächen Beispiele für Potenzial sein können
Dieser Satz klingt auf den ersten Blick wie ein Widerspruch in sich. Doch neben dem Wirtschaftsfaktor kann jeder Bewerber auch ein Pluspunkt für das soziale Gefüge eines Unternehmens sein.
Zeigen sich Kandidaten etwa besonders nervös, kann ihnen diese vermeintliche Schwäche als besonderes Interesse an der Stelle zuerkannt werden. Wäre ihnen der Ausgang des Gesprächs egal, wäre ihr Puls im Normalbereich und ihre Stimme würde sich nicht laufend überschlagen.
Auch Reaktionen, die auf Mitgefühl und Empathie schließen lassen, sind keine Schwachstellen per se. Sie können im Gegenteil eine echte Bereicherung für Teams sein, die ansonsten eher faktenbasiert arbeiten. Aber auch innere Größe punktet und schafft Eindruck auf der anderen Seite des Tisches.
Kaschieren erlaubt, lügen verboten
Schwächen im Bewerbungsgespräch sind wie Eisberge, die es zu umschiffen gilt. Allerdings hilft es auch nichts, sie wegzuleugnen oder darauf zu vertrauen, dass sie unentdeckt bleiben, im Gegenteil.
Erfahrene HR-Verantwortliche können Schwachstellen förmlich wittern wie wilde Tiere die Angst ihrer Opfer. Sie durchforsten Lebensläufe mit dem erfahrenen Blick der Profis, denen so schnell niemand etwas vormachen kann.
Dennoch gilt: Wenn es einen perfekten Zeitpunkt gibt, wo solides Eigenmarketing angebracht ist und man sich selbst bedenkenlos ins bestmögliche Licht rücken darf, dann ist es das Bewerbungsgespräch.
Das Beschönigen von unschönen Tatsachen ist dabei definitiv erlaubt, solange man es mit der Märchenstunde nicht übertreibt. In kaum einem anderen Bereich nämlich haben Lügen kürzere Beine als im Bewerbungsprocedere um einen neuen Job.
Authentizität und Sympathie als Winning Team
Wer für sympathische Schwächen Beispiele sucht, kann das Internet durchforsten oder einfach mit Menschen sprechen, die hier schon reichlich Erfahrung vorweisen können.
Bewährte HR-Verantwortliche beispielsweise können auf einen reichen Erfahrungsschatz an Dos und Don’ts zurückblicken. Im Grunde genommen sagt uns unser Hausverstand, dass Unpünktlichkeit und nachlässige Kleidung nicht in den genannten Bereich fallen.
Unhöfliches Auftreten, lässiges Gehabe und ein Zuviel an Selbstverliebtheit kommen ebenfalls im Vorstellungsgespräch nicht gut an. Dass sympathische Schwächen Beispiele dafür sind, dass hier ein Mensch am Tisch Platz genommen hat und keine Maschine, ist hingegen ein unerwarteter, aber deutlicher Pluspunkt, den so leicht niemand ignorieren kann.