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Die große Kündigungswelle: Was sich hinter dem Begriff The Great Resignation verbirgt

The Great Resignation: Haben Sie schon einmal von diesem Phänomen gehört? Falls ja, wissen Sie, was mit diesem Begriff gemeint ist? Wie unschwer zu erkennen ist, stammt die Bezeichnung Great Resignation aus dem Englischen. Möchte man wörtlich übersetzen, dann würde The Great Resignation im Deutschen mit Die Große Kündigung wiedergegeben werden. Gemeint ist damit ein Trend, der aus Amerika nach Europa herübergeschwappt ist. Sehr vereinfacht gesagt geht es darum, dass Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz vermehrt ohne Not und aus freien Stücken kündigen. Was genau sich hinter dieser Kündigungswelle verbirgt, wie es dazu kam und warum sich dieser Trend auch in Deutschland etablierte und fortsetzt, können Sie hier nachlesen.

Die Ursprünge von The Great Resignation unter der Lupe betrachtet

Der Vorgang der Great Resignation nahm während der Corona Pandemie ihren Ursprung in den USA. Und das war einigermaßen kurios. Denn auf Grund der Pandemie war es um zahlreiche Wirtschaftszweige nicht allzu gut bestellt. Die Arbeitslosenquote lag bei einem grundsätzlich erhöhten Prozentsatz und dennoch entschieden sich ab dem Frühjahr 2021 immer mehr Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz freiwillig aufzugeben und traten somit eine wahre Kündigungswelle los. Durchschnittlich kündigten von da an monatlich etwa 4,5 Millionen US-Bürger ihre Arbeitsstelle – wesentlich mehr als jemals zuvor.

Welche Hauptgründe gibt es im Rahmen der Great Resignation für eine Kündigungswelle in Deutschland?

Um die Besonderheiten von The Great Resignation verstehen zu können, sollten Sie sich mit den Gründen auseinandersetzen, die Arbeitnehmer haben könnten, um trotz einer nicht allzu rosigen wirtschaftlichen Lage ihre Arbeitsstelle aufzugeben. Auch die Unternehmen, denen die Mitarbeiter nach und nach ausgehen, sind an den Gründen, die zur Great Resignation führen, interessiert, um sie eindämmen oder sogar abstellen zu können. Analysten, die sich mit den Themen Arbeitsmarkt und HR auseinandersetzen, vermuten, dass einer der Hauptfaktoren für die Great Resignation eine Werteverschiebung sein könnte. Das bedeutet, dass die Corona Pandemie dazu geführt haben könnte, dass viele Menschen ihre persönlichen Werte und Ziele im Leben hinterfragt und angepasst haben.

Weiterhin ist es möglich, dass die beruflichen Umstände, die das Arbeiten während der Corona Pandemie mit sich brachte, nicht mehr mit dem Privatleben vereinbar gewesen sind. Für einige, die sich selbst mit Corona infiziert hatten, könnte auch diese Infektion, oder aber deren Folgen, wie zum Beispiel eine Erkrankung an Long Covid, zu einer Kündigung ihres Arbeitsplatzes geführt haben.

Ein größerer Fokus wird auf das Privatleben gelegt

Befragt man nicht nur die Arbeitsmarktexperten in Deutschland, sondern auch die Arbeitnehmer selbst, dann wird schnell ersichtlich, dass der auf das Privatleben gelegte Fokus einen immer stärkeren Platz einnimmt, wenn es darum geht, persönliche Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Viele Menschen wurden durch den Ausbruch der Corona Pandemie vermehrt zum Nachdenken angeregt und kamen dabei zu dem Schluss, dass eine ausgewogene Work-Life-Balance für sie von höchster Wichtigkeit ist. Der Wunsch nach genügend Zeit und Muße für private Entfaltung, die Familie, Sport, persönliche Interessen und Entwicklung nahm einen höheren Stellenwert ein als zuvor. Durch die Corona Pandemie wurde manchen Menschen bewusst, dass das Leben endlich ist und neben einem gut bezahlten Job auch Lebensqualität bieten sollte. Wer also schon vor Ausbruch der Pandemie in seinem Job nicht zu 100 Prozent glücklich war, ist nun leichter geneigt sich der Great Resignation anzuschließen, um persönliche Ziele verfolgen zu können.

Der gesundheitliche Aspekt, der unter anderem hinter der Kündigungswelle stecken könnte

Weitere Studien haben ergeben, dass neben der privaten Selbstverwirklichung auch Überlegungen hinsichtlich der eigenen Gesundheit mitverantwortlich für das Auftreten der Great Resignation sein dürften. Und damit sind nicht nur die Corona Pandemie und möglich Infektionsfolgen gemeint. Der Great Resignation schließen sich zum Beispiel auch viele Arbeitnehmer an, die in ihren Jobs einem hohen Stresslevel ausgesetzt sind und entweder bereits einmal an einem Burn-out erkrankt waren, oder einen solchen fürchten. Weiterhin führte natürlich auch die Pandemie dazu, dass die emotionale Erschöpfung vieler Menschen zunahm und sich grundsätzlich stressige Jobs immer schlechter damit vereinbaren lassen.

In welchen Branchen wird besonders viel gekündigt?

Auffallend ist, dass von The Great Resignation einige Branchen besonders stark betroffen sind. Es ist nicht erstaunlich, dass vor allem im Gesundheitsbereich vermehrt Kündigungen durch Arbeitnehmer zu verzeichnen sind. Dieser Trend hält auch weiterhin an. Durch die Folgen der Corona Pandemie sind alle Mitarbeiter, die in Gesundheitsberufen arbeiten, besonders stark belastet und auch einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt. Denn Kranken- oder Altenpfleger arbeiten weiterhin direkt mit Menschen, oft auch mit an Corona erkrankten Personen, und können sich nicht wie Angestellte anderer Branchen in das Home-Office zurückziehen.

Auch in allen Branchen, die wirtschaftlich von der Pandemie besonders stark betroffen sind, stieg die Zahl der Kündigungen durch Arbeitnehmer. Das sind zum Beispiel die Gastronomie, der Einzelhandel, die Bereiche Kunst, Sport und Bildung, sowie die Lager- und die Logistik-Branche. Auch der Bausektor hat starke Einbußen an Arbeitskräften zu verzeichnen.

Fazit: The Great Resignation weltweit

The Great Resignation ist inzwischen in vielen Ländern der Erde zu bemerken. In Deutschland beispielweise trat die Great Resignation zwar keine ganz so beachtliche Kündigungswelle los, wie in den USA, dennoch kündigten 2021 zwölf Prozent mehr Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz als in den Jahren zuvor.

In der gesamten EU stieg die Kündigungsquote durch die Mitarbeiter selbst sogar um 15 Prozent an. In einigen EU-Ländern hält sich die Kündigungswelle jedoch im Rahmen. Und in Spanien zum Beispiel gingen die Kündigungen durch Arbeitnehmer im Vergleich zu den Vorjahren sogar zurück. In anderen Teilen der Erde verhält es sich ebenso unterschiedlich wie in der EU. In China entschieden sich zahlreiche Menschen dafür ihre bisherigen Jobs aufzugeben. In anderen Ländern, wie etwa Indien, war eher ein anderes Phänomen zu bemerken. Hier wechseln viele Arbeitnehmer in Branchen, für die sie gar nicht ausgebildet sind und wagen einen kompletten Neustart.

All das hat sicherlich flächendeckend mit der Corona Pandemie zu tun. Nationale Unterschiede gibt es jeweils hinsichtlich dessen wie gut sich die lokale Infra- und Gesellschaftsstruktur mit den durch die Pandemie ausgelösten neuen Gegebenheiten für die Arbeitswelt vereinbaren lässt. Danach richtet es sich letztendlich aus wie stabil Menschen in ihren Jobs bleiben.