Gehaltserhöhung ansprechen: Wann sollten Sie nach mehr Gehalt fragen?
Über eine Gehaltserhöhung zu verhandeln, erscheint vielen Beschäftigten als heikel, was nicht ganz unbegründet ist. Es stellen sich nämlich im Vorfeld viele Fragen: Wann können Sie eine Gehaltserhöhung ansprechen? Wie bereiten Sie sich auf die Gehaltsverhandlung vor? Welches Gehalt wünschen Sie sich? Diese Punkte müssen vor dem Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten vollkommen geklärt sein. Bedenken Sie auch, dass für Ihr Unternehmen die Gehaltsanpassung finanziell tragfähig sein muss. Es bedarf also guter Argumente, um die Gehaltserhöhung plausibel darzustellen. Daher muss es im Gehaltsgespräch vorrangig um Ihre Leistungen gehen, die für den Erfolg des Unternehmens wichtig sind.
Der richtige Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung
Es gibt optimale und suboptimale Zeitpunkte, um eine Gehaltserhöhung ins Gespräch zu bringen. Vom reinen Zeitpunkt her können Sie an diesen Punkten und Situationen eine Gehaltserhöhung ansprechen:
- Ihre Probezeit ist abgelaufen. Das ist ein üblicher Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung.
- Ihr Vorgesetzter schlägt Ihnen eine Änderung des Arbeitsvertrags vor. Sie könnten vom befristeten zum unbefristeten Vertrag wechseln. In diesem Kontext können Sie eine Gehaltserhöhung ansprechen.
- Ihr Unternehmen befördert Sie. Das ist selbstverständlich ein Grund für die Gehaltsanpassung.
- Ihr Vorgesetzter verpflichtet Sie zu neuen Aufgaben und zu mehr Verantwortung. Sprechen Sie ruhig über eine Gehaltserhöhung.
- Sie haben ein Projekt erfolgreich abgeschlossen. Damit verfügen Sie über gute Argumente für eine Gehaltserhöhung.
Unternehmen schlagen üblicherweise ihren Beschäftigten nach 18 bis 24 Monaten eine Gehaltsverhandlung vor. Auch Gehaltsanpassungen im Jahrestakt gibt es. Doch welche Zeitpunkte eignen sich denn gar nicht für eine Gehaltsverhandlung? Diese Situationen sind für eine Gehaltserhöhung völlig ungeeignet:
- Ihr Unternehmen steckt in einer Krise. Sie sollten jetzt keinesfalls eine Gehaltserhöhung ansprechen. Ihr Vorgesetzter hat andere Sorgen.
- Es gab zuletzt Kritik an Ihren Leistungen – durch Vorgesetzte und vielleicht auch Kollegen. Das ist kein guter Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung.
- Während der Probezeit ist es vollkommen unüblich, über eine Gehaltsanpassung zu sprechen.
- Ihr Gehalt ist schon überdurchschnittlich hoch. Die Forderung nach einer zusätzlichen Gehaltserhöhung würde unverschämt wirken. Es gäbe dafür auch kaum Argumente.
Der richtige Einstieg in die Gehaltsverhandlung
Wer eine Gehaltserhöhung ansprechen möchte, muss unbedingt auf das Timing achten. Auch ein Opener für das Gespräch kann sehr nützlich sein. Es ist möglicherweise sehr hilfreich, den Vorgesetzten zunächst um ein reines Feedbackgespräch zu bitten, anstatt sofort über eine Gehaltsanpassung zu reden. Wenn der Vorgesetzte einen Termin für das Feedback gewährt, lässt sich im Verlauf des Gesprächs und abhängig von der Situation auch die Gehaltserhöhung ansprechen.
Bei der Terminfindung sollte der Vorgesetzte von sich aus den richtigen Zeitpunkt vorschlagen. Das Thema Gehalt ist so sensibel, dass er entspannt sein und ausreichend Zeit haben muss. Ansonsten hat das Gehaltsgespräch trotz Ihrer guten Leistungen keinen Erfolg. Wenn ein Vorgesetzter unter Zeitdruck steht, ist er auch für beste Argumente nur wenig zugänglich. Die ganze Gehaltsverhandlung schmeckt ihm dann nicht. Natürlich müssen Sie die allgemeine Situation Ihres Unternehmens und sogar der gesamten Branche im Auge behalten. Informieren Sie sich in jedem Fall vorher, welches Gehalt denn auf ihrer gegenwärtigen Position üblich ist.
Wie beginnen Sie das Gespräch?
Über eine Gehaltserhöhung zu sprechen, fällt vielen Menschen extrem schwer. Das ist auch verständlich. In der Regel hinterfragen vernünftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zuerst, ob denn Ihre Leistungen ein höheres Gehalt rechtfertigen. Das ist aber nur einer von mehreren möglichen Blickwinkeln auf die Gehaltserhöhung. Wie erwähnt spielt die Situation des Unternehmens eine gewichtige Rolle, aber auch der persönliche Draht zum Vorgesetzten und das allgemeine Standing im Kollegenkreis beeinflusst, auf welche Weise Sie eine Gehaltserhöhung ansprechen können.
Eine bestimmte Methode bewährt sich in jeder Lage: Lassen Sie Ihrem Vorgesetzten den Vortritt im Gespräch. Fragen Sie zuerst, wie zufrieden er mit Ihren Leistungen ist. Vielleicht liefert er ein so gutes Feedback, dass Sie gleich über weitere Argumente verfügen, mit denen Sie Ihre Gehaltserhöhung ansprechen können. Sie können ihn auch nach der Situation des Unternehmens befragen. Das ist legitim und verrät Ihr weiterreichendes Interesse. Bleiben Sie freundlich und verbindlich, aber dennoch selbstbewusst. Verkaufen Sie sich im Gehaltsgespräch nicht unter Wert. Legen Sie sich vernünftige Argumente zurecht, die ein höheres Gehalt rechtfertigen. Sprechen Sie auch lieber von einer Gehaltsanpassung anstelle der Gehaltserhöhung. Im Wort „anpassen“ steckt die Botschaft, dass Ihr Gehalt möglicherweise nicht ganz Ihren Leistungen entspricht. Möglicherweise haben Sie auf diese Weise recht schnell Erfolg mit Ihrem Wunsch nach einer Gehaltserhöhung.
Was machen Sie, wenn der Vorgesetzte die Gehaltserhöhung ablehnt?
Warum Ihnen der Chef kein höheres Gehalt zahlen will, erschließt sich nicht immer auf Anhieb. Es muss nichts mit Ihren Leistungen zu tun haben. Vielleicht steckt das Unternehmen in Schwierigkeiten, über die der Vorgesetzte nicht sprechen möchte. Vielleicht hat er auch handfeste Argumente, die gegen eine Gehaltsanpassung sprechen. Bleiben Sie in dieser Situation weiter höflich und beherrscht. Suchen Sie jetzt in der Gehaltsverhandlung nach Kompromissen, die für Sie von Vorteil sind, auch wenn das Unternehmen Ihnen nicht direkt ein höheres Gehalt zahlt. Es gibt nämlich viele weitere Möglichkeiten für eine Verbesserung Ihrer finanziellen Situation, die auch für das Unternehmen interessant sind, weil es sie steuerlich als Betriebsausgabe geltend machen kann. Dazu gehören:
- Tankgutscheine
- Fahrtkostenzuschüsse
- Essensgutscheine für die Kantine
- Weiterbildungen
- Zuschüsse zur Miete oder Kinderbetreuung
Ein Vorgesetzter, der soeben eine Gehaltserhöhung abgelehnt hat, geht sehr oft auf so einen Kompromiss ein. Sie haben Ihrerseits im Gehaltsgespräch einen kleinen Erfolg erzielt.
Welche Argumente sprechen für eine Gehaltserhöhung?
Im Rahmen Ihrer Vorbereitung auf die Gehaltsverhandlung sollten Sie sich einige belastbare Argumente zurechtlegen. Es sind dies konkrete Zahlen zu Ihren Leistungen, zum branchenüblichen Gehalt in Ihrer Position, zum Gewinn des Unternehmens und zu den üblichen Gehaltserhöhungen nach ein bis zwei Jahren. Diese liegen je nach Branche und Position zwischen fünf und zehn Prozent.
Bestimmte Zahlen müssen sehr belastbar sein. Dazu gehört vor allem der Unternehmensgewinn. Wenn Ihre Firma die Bilanzen veröffentlichen muss, verwenden Sie ausschließlich diese offiziellen Zahlen. Ansonsten haben Sie im Gehaltsgespräch keinen Erfolg. Auf kaum etwas reagieren Vorgesetzte allergischer als auf die Unterstellung, das Unternehmen würde prächtig verdienen, seinen Beschäftigten aber die wohlverdiente Gehaltserhöhung vorenthalten. Wie Sie wissen, werden solche Zahlen bei den großen Streiks regelmäßig genannt. Ein hoher Unternehmensgewinn ist ein Argument auch für Ihre individuelle Gehaltsanpassung, doch er muss auch wirklich vorhanden sein.
Die Gehaltsverhandlung ist kein leichtes Gespräch, führt jedoch mit guten Argumenten sehr oft zum Erfolg. Bereiten Sie sich gründlich darauf vor.