Taktisch kluger Einstieg: Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch
Das liebe Geld ist nicht nur auf gesellschaftlichem Parkett ein heikles Thema. Selbst in der wichtigsten Situation unseres Lebens überhaupt, wo es um die finanziellen Grundlagen unserer Arbeit für mindestens die nächsten zwölf Monate geht, kommt dieses Thema niemandem ganz leicht über die Lippen. Trotzdem gilt es, für die persönliche Gehaltsvorstellung Bewerbungsgespräch und Vorstellrunde bestmöglich zu nutzen. Die Situation muss man sich ähnlich jener beim Start eines Ski- oder Autorennens vorstellen. Wer hier nicht sofort auf den ersten Metern punktet, wird dieses Versäumnis nur mehr schwer bis gar nicht aufholen können. Das Gehaltsgespräch wird zwar in den meisten Unternehmen spätestens nach einem Jahr in das ohnehin fällige Mitarbeiter- oder Karrieregespräch inkludiert werden. Bessere Chancen hat jedoch auch dann, wer auf ein solides Fundament aufbauen kann und nicht erst mühsam daran basteln muss. Die Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch macht zwar potentielle Arbeitnehmer nervös, darf aber auf keinen Fall ausgelassen werden.
Für die Gehaltsverhandlung Vorstellungsgespräch als Basis nutzen
Auch wenn es den meisten von uns vielleicht unseriös, wagemutig oder bestenfalls taktlos vorkommen mag: Die beste Bühne für das Gehaltsgespräch ist bereits das Job-Interview. Gefragt werden wird man ohnehin nach seinen ungefähren Vorstellungen in Sachen Geld. Hier kann man genauso gut gleich eine Punktlandung hinlegen. Sich vorab nach dem branchenüblichen Gehalt zu erkundigen, schadet sicher nicht. Auch empfehlenswert: Sich zeitgerecht zu überlegen, wie viel Abweichung vom aktuellen oder letzten Gehalt der neue Job einem wert wäre. Nicht alle Boni sind monetärer Natur. Ein kürzerer Weg zur Arbeit, ein gratis Parkplatz direkt vor der Tür, attraktive betriebsinterne Fort- und Weiterbildungsangebote sowie eine insgesamt interessantere, vielversprechendere Tätigkeit können Faktoren sein, die eine bescheidenere Ausgangsbasis bei der Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch durchaus rechtfertigen.
Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch: Die Dos and Don’ts
Das Einstiegsgehalt verhandeln legt nicht nur den finanziellen Grundstein für die berufliche Zukunft, die in diesem Unternehmen bevorsteht. Sie sagt dem Verhandlungsteam auf Unternehmerseite auch bereits so einiges über unsere Persönlichkeit. Selbstbewusstsein, Ellbogentechnik, vorausschauendes Denken und Handeln sowie eine gesunde Prise Optimismus bestimmen im Idealfall das Gehaltsgespräch. Wer seine Forderung zu hoch ansetzt, wird unter Umständen gleich aus dem Rennen gekickt, auch wenn die Summe wahrscheinlich sogar gerechtfertigt und die Bewerberin oder der Bewerber jeden Cent davon Länge mal Breite dem Unternehmen in Rekordzeit wieder einspielen würde. Leider sehen die meisten HR-Entscheidungsträger diese Form von ROI − Return on Investment − nicht vorher. Daher sollte die Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch sehr gut vorbereitet sein.
Nicht weniger fatal ist es, sich und seine Kompetenz unter Wert zu verkaufen. Allerdings schafft man es so immerhin, vielleicht noch im Rennen, um den Job zu bleiben, so denn die Geschäftsleitung hauptsächlich den Kostenfaktor, nicht aber den Leistungsfaktor der zukünftigen Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters sowie deren Mehrwert für die Firma vor Augen hat. Leider auch keine Option: die Frage übergehen, überhören, das Gespräch in eine andere Richtung lenken oder schlimmer noch: die Antwort verweigern. Einige Möglichkeiten gibt es jedoch, die gefährlichen Klippen der Frage aller Fragen gekonnt zu umschiffen und gleichzeitig die Segel in Richtung beruflichen Neustart zu setzen.
Trotz Gehaltsvorstellung Bewerbungsgespräch für sich entscheiden
Nun ganz konkret: Wie erreichen Sie Ihre Ziele in der Gehaltsverhandlung im Vorstellungsgespräch? Im Zuge der geistigen Vorbereitung auf das anstehende Job-Interview sollte man sich die Frage nach den Gehaltsvorstellungen unbedingt in allen möglichen und unmöglichen Farben ausmalen. Gerade heikle Themen werden von den HR-Verantwortlichen oft und gerne dazu benutzt, um die Bewerber und Bewerberinnen aus der Reserve zu locken. Man sollte also nicht nur aus finanziellen Gründen wissen, wo die persönliche Schmerzgrenze liegt, sondern sich auch gewahr sein, dass die Antwort für die Unternehmensseite nicht nur eine Zahl darstellt.
Häufig fragen die Interviewer nach dem aktuellen oder letzten Gehalt. Dieses sollte man auf keinen Fall wahrheitsgemäß preisgeben, schließlich will man sich verbessern. Eine Möglichkeit wäre es, ausgehend vom Reallohn ähnlich der Basar-Taktik einfach zwischen 15 und 25 Prozent draufzuschlagen, um im Endeffekt − zumindest rein rechnerisch und vor allem: rein theoretisch − auf die gewünschte Zahl zu kommen. Dieser Schuss kann jedoch leider kräftig nach hinten losgehen, vor allem dann, wenn man (viel) zu hoch gepokert hat. Auch blöd, aber leider realistisch: HR-Mensch A kennt HR-Mensch B im betreffenden Unternehmen und weiß leider ganz genau, dass das genannte Gehalt maximal in der Fantasie der Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen vorkommt, aber sicher nicht in einer real existierenden Gehaltstabelle. Bei der konkreten Frage nach dem letzten oder aktuellen Gehalt kann jedoch auf eine Verschwiegenheitsvereinbarung verwiesen werden.
Der logische nächste Schritt wäre dann die Frage nach dem Einstiegsgehalt. Wenn das Gespräch bislang klar zu den eigenen Gunsten entschieden werden konnte, und man sich absolut bis ziemlich sicher ist, die beste Wahl für diesen Job zu sein, kann man die Frage mit einem geschickten Manöver noch ein wenig nach hinten verschieben. Einige Unternehmensvertreter wird man dadurch möglicherweise verärgern, andere hingegen sind von Bewerber und Bewerberinnen durchaus beeindruckt, die Initiative zeigen und die Gesprächsführung zu ihren Gunsten nutzen. Wer sich im Vorteil wähnt, kann vor einer konkreten Zahl noch auf andere Komponenten der neuen Stelle verweisen, die ihr oder ihm (fast noch) wichtiger sind.
Klartext sprechen oder: Eine Zahl muss her
Wer im Vorfeld gewärtigt ist, für die Gehaltsverhandlung Vorstellungsgespräch oder bereits Runde zwei, unter Personaler auch „Knock-out-Runde“ genannt, bestmöglich nutzen zu müssen, hat gegenüber ahnungsloser oder schlecht vorbereiteter Konkurrenz schon einen klaren Vorteil. Alles Taktieren nützt früher oder später aber nichts. Die Gegenseite will eine Zahl hören. Die wenigsten HR-Menschen sind aus derart morschem Holz geschnitzt, dass sie von sich aus ein Angebot auf den Tisch legen. Sich in die Karten schauen zu lassen, ist im Business mindestens genauso schlecht wie im Spiel.
Jemanden im Betrieb zu kennen, der vielleicht einen Tipp geben kann, ist in dieser Situation nahezu unbezahlbar. Ohne fremde Hilfe ist der erste sinnvolle Schritt die Konsultation eines Online-Gehaltsrechners. Je nach Version können Qualifikation, Ausbildung, Berufserfahrung und Branche mitberücksichtigt werden. Mehrere solche Abfragen unter dem Aspekt der schlechtesten und der besten Variante können einen durchaus brauchbaren Richtwert liefern. Freunde, Bekannte und Nachbarn in vergleichbaren Branchen nach den üblichen Gehältern zu fragen, wäre ebenfalls eine Variante.