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Nein sagen lernen: Grenzen im Job setzen

Nein sagen – wer traut sich das schon gegenüber seinem Chef? Allerdings gibt es Situationen, da wäre es tatsächlich besser angebracht, dies zu lernen. Diejenigen, die niemals Nein sagen, befürchten überwiegend, dass sich das in Zukunft negativ auf ihren Job auswirken könnte und sie plötzlich von heute auf morgen erwerbslos sind.

Situationen, in denen Sie jedoch Nein sagen lernen sollten, treten häufiger auf als gedacht. Werden Sie ständig in Ihrem Job um Aufgaben gebeten, die nicht zu Ihrem eigentlichen Job gehören und nicht in Ihrem Aufgabenbereich liegen? Sie tun sich selbst keinen Gefallen damit, stets alle Aufgaben anzunehmen und auszuführen. Denn Sie selbst kommen an Ihre Grenzen und dies kann auf längerer Sicht wiederum auf Kosten Ihrer Gesundheit gehen. Sollten Sie also mit Aufgaben in Ihrem Job konfrontiert werden, die Sie nicht beherrschen, ist ein Nein sagen zu lernen auf alle Fälle angebracht.

Allerdings ist das Nein sagen zu lernen nicht so einfach, wie es von vielen angepriesen wird. Oft fehlen einem vielleicht auch nur die passenden Formulierungen, um Nein zu sagen. Was auch immer der Auslöser ist –speziell im Job kann das Nein eine Herausforderung sein. Je nachdem, welchen Chef Sie haben, ist es umso schwieriger, Aufgaben abzulehnen.

Aber es gibt auch noch andere, die oft von einem etwas wollen – die Kollegen. Der eine möchte früher nach Hause, der andere ist krank und einer ist mit seinem Job selbst überlastet und braucht einfach nur Hilfe bei seiner Aufgabe: Viele Situationen, die Ihnen das Leben unnötig schwer machen können. Aber auch hier hilft die richtige Formulierung, denjenigen eine nette Abfuhr zu erteilen und somit die Grenzen zu zeigen.

Situationen, in denen ein Nein sagen angebracht ist

Sie haben einen Arbeitsvertrag, der Ihnen einen ganz bestimmten Aufgabenbereich zuweist – diese Aufgaben haben Sie auch entsprechend in Ihrem Job zu erfüllen. Dies ist somit erst einmal Ihre Hauptaufgabe, bevor Sie sich mit Aufgaben anderer beschäftigen.

Sind Sie mit Ihrer Arbeit ausgelastet, kommen für Sie weitere Aufgaben des Vorgesetzten oder der Kollegen meistens ungelegen. Es könnte passieren, dass Sie diese Aufgaben annehmen und nicht wirklich zur vollen Zufriedenheit abarbeiten können. Gefährlich wird das, wenn Ihre eigene Arbeit eventuell liegen bleibt, mangelhaft ausgeführt wird, oder aber Sie selbst deswegen Überstunden in Ihren Job machen müssen.

Viele unterschiedliche Situationen, die eintreten können, und Sie wissen sodann nicht wirklich, wie Sie sich verhalten sollen. Wenn Sie lernen, Nein zu sagen, wird es Ihnen in vielerlei Hinsicht besser gehen. Tun Sie das nicht, werden die Bitten immer mehr und Ihre Gesundheit immer schlechter. Bedenken Sie auch, dass bei Überlastung schnell Frust entstehen kann und Sie eines Tages Ihren Job nicht mehr ausüben wollen, da es Ihnen zu viel wird.

Ist es überhaupt möglich, nein zu seinem Vorgesetzten zu sagen?

Vom Gesetzgeber her ja, und von der Logik her ebenfalls. Sicherlich kommt es auf die Situation an und was von Ihnen erwartet wird. Grundsätzlich können Sie Nein sagen, wenn Sie um etwas gebeten werden, dessen Aufgabe Sie nicht gewachsen sind. Schließlich kann nicht jeder alles können.

Kollegen, die eine Aufgabe auf Sie abwälzen möchten, weil sie selbst diese Art der Arbeit nicht gern ausführen, brauchen auch ein klares Nein. Nehmen Sie die Aufgabe einmal an, werden Sie in Zukunft diese Arbeit vielleicht immer machen müssen – erst recht, wenn Sie den Job dann auch noch besser machen als die Person, für die die Arbeit eigentlich bestimmt war.

Auch unerwünschte Annäherungsversuche eines Kollegen oder des Chefs müssen Sie sich auf keinen Fall bieten lassen und kommentarlos hinnehmen. Selbst wenn es sich hierbei wieder um eine sehr komplizierte Situation handelt, müssen Grenzen gesetzt werden – ohne Wenn und Aber. Ein freundliches Nein sagen von Anfang an mit der richtigen Formulierung ist besser als erst nach einer gewissen Zeit, wenn es obendrein noch zur Eskalation kommt.

Sicherlich sollten Sie genau abwägen, ob die Bitte an Sie nun von höchster Wichtigkeit ist, die Ihnen auch liegt und zügig erledigt werden kann, ohne selbst in Bedrängnis zu kommen, oder ob es sich um eine „Bequemlichkeit“ des Chefs oder einer der Kollegen handelt.

Kann man „Nein sagen“ erlernen?

Tatsächlich ist es möglich, Nein sagen zu erlernen – es bedarf zwar etwas Übung und Geduld, aber es geht. Das Ja sagen haben wir uns über die Jahre hinweg antrainiert. So vermeidet man Ärger oder gar eine Eskalation. So wie Sie sich das Ja sagen antrainiert haben, können Sie sich auch das Nein sagen wieder aneignen. Rechnen Sie jedoch damit, dass diejenigen, die stets ein Ja von Ihnen gehört haben, etwas eingeschnappt sein können, plötzlich ein Nein zu hören – da helfen auch die beste Formulierung nichts. Dies sollte Sie dennoch nicht sonderlich stören, denn es ist wertvoller, ein selbst bestimmendes Leben (das Ihrige) zu führen.

Es gibt auch einige Chefs und Kollegen, die schrecken auch dann nicht zurück, wenn Sie sich im Urlaub befinden. Auch hier werden Grenzen überschritten – diese sollte aber nicht ausufern. Den Urlaub benötigen Sie zur Erholung für sich selbst und um sich um die Familie zu kümmern und nicht, um unbequeme Arbeit für andere zu erledigen. Deshalb ist es für Ihr Wohlbefinden besser, das Nein sagen zu erlernen.

Wenn Sie also um etwas gebeten werden, antworten Sie nicht zu vorschnell – überlegen Sie erst, wo die Grenzen sind, bevor Sie „Ja“ sagen. Selbstachtung ist ebenfalls ein Schlüssel zum Nein sagen. Wenn Sie eine ausgeprägte Selbstachtung besitzen, werden Sie auch besser mit den Reaktionen anderer umgehen können.

Ihnen wird auch etwas Egoismus weiterhelfen. Also denken Sie auch mal an sich selbst und nicht immer daran, dass es anderen gut gehen soll. Auch wenn Sie grundsätzlich ein hilfsbereiter Mensch sind, kann sich die Welt nicht nur um andere drehen.

Vermeiden Sie es, ein Nein in einer Notlüge als Begründung zu verpacken. Auch wenn diese Art eventuell sympathischer erscheint, können Sie sich in etwas verstricken, aus dessen Argumentation Sie nicht so ohne Weiteres wieder rauskommen. Es muss auch nicht immer alles gerechtfertigt werden und schließlich haben Sie auch noch etwas anderes zu tun, als stets für andere die Arbeit zu erledigen.

Grundsätzlich ist es eben so, dass ein Ja normal und ein Nein etwas ungewöhnlich erscheint – dies wie bereits erwähnt, hat man sich lange Zeit antrainiert. Nun müssen Sie die Geduld aufbringen, dies auch mit einem Nein sagen im Einklang zu bringen. Diejenigen, die die Grenzen nicht verstehen, sind es auch nicht wert, sich darüber unnötig den Kopf zu zerbrechen.

Welche Konsequenzen hat ein „Nein“?

Wer partout nie oder selten Nein sagt, der riskiert, seine eigenen Bedürfnisse stark einzuschränken und auf langer Sicht sich selbst zu schaden – dies sowohl in materieller, emotionaler und zeitlicher Hinsicht. Sie geben also etwas, was für andere von Nutzen ist, und bei Ihnen selbst bleibt etwas auf der Strecke.

Kommen Sie an Ihre Grenzen, kann das Frust auslösen, unter dem auch Ihre Partnerschaft oder die Familie leiden könnte. Im Extremfall könnten Sie psychisch erkranken. Dann benötigten Sie viel Zeit und emotionalen Aufwand, um diese Situation über einen langen Prozess hinweg wieder zu normalisieren.